Holly Macve

Golden Eagle

Bella Union/PIAS/Rough Trade

Western-Sternchen oder die Lana del Rey des Country? Die irische Hoffnung hat zwar Potential, klebt aber zu sehr an Genrekonventionen.

Nashville, Tennessee. Darf man sich da noch hinträumen? Ein wenig unwohl ist einem dabei, in diesen Tagen dem Zauber der großen Amerika-Erzählung zu erliegen, aber das beiseite: Nicht aus den Südstaaten, sondern aus Irland kommt ohnehin die erst 21-jährige Country-Hoffnung Holly Macve. Simon Raymonde, Chef des Labels Bella Union, soll sie bei einer Open-Mic-Session entdeckt haben. Und tatsächlich ist Macves Stimme hypnotisch, beschwört gar in manchen Momenten jene Lethargie und Todessehnsucht, die auch Lana del Rey verkörpert.

Doch erschöpft sich dieses Potential auf ihrem Debüt GOLDEN EAGLE in Titeln wie „Heartbreak Blues“. Musikalisch aber: Nummer-sicher-Country, angelegt auf einen Platz in Papas Plattenschrank. Eine eigene Sprache findet Macve dafür im Song „The Corner Of My Mind”, der mit resigniertem Gitarren-Twang und Piano durchs Dunkel der Sperrstunde geleitet. Und einem frühen Album der White Stripes entstammen könnte, würde er mehr nach feuchter Garage klingen. Spannend auch, wenn die Instrumentierung – wie in „Sycamore Tree“ – so heruntergefahren wird, dass Macves Stimme strahlen darf und dennoch schutzlos wirkt. In der Welt der Outlaws und Traditionalisten wünscht man Macve die Chance, ihr Terrain künftig kühner abzustecken.