I Am X – The Alternative

Vielleicht ist das ja eine triviale Feststellung. Aber man kann ja wohl davon ausgehen, daß Songtexte in der Regel das widerspiegeln, was den Autor bewegt. Wahrscheinlich stilisiert sich Sneaker Pimp Chris Corner nicht nur zur verlorenen Nachtgestalt, wahrscheinlich ist er auch eine. Themen wie Nachtleben und Party und die Verherrlichung davon mit den üblichen „versteckten“ Anspielungen auf alles, was so dazugehört, dominieren die Texte auf dem zweiten I-Am-X-Album The Alternative. Dazu: intelligente Gedankenspiele, die eine Nachtgestalt halt so bewegen („we all want to fuck ourselves and rape the world‘) und die Konsequenzen aus dem exzessiven Nachtleben („after every party I die“). Ja, ja, natürlich ist es unfair, den einen an seinen Texten zu messen, während man bei dem anderen jeden prosaischen Blödsinn unkritisiert durchgehen läßt. Aber Chris Corner ist selbst schuld. Weil sein Gesang und seine Worte auf The Alternative dermaßen im Vordergrund stehen, daß man daran erst einmal vorbeikommen muß, um zur Musik vorzudringen, Kiss And Swallow, das erste Album von I Am X, war vielleicht das Electro-Pop-Meisterwerk, auf das wir nicht gewartet hatten. Album Nummer 2 verschiebt jetzt die Akzente in Richtung Dark-Wave-Rock. Und das muß man schon mögen können, wenn Corner zwischen theatralisch-balladesk und schwülstig-aufgeblasen („This Will Make You Love Again“, „President“] die Dave-Gahan-Parodie gibt. Bei der Hälfte der Songs ebbt die dunkle Welle ab, und plötzlich fügt sich der ganze Kitsch und der ganze Pomp doch noch zu einer Handvoll logischer Electro-Popper zusammen.

www.iamx.co.uk