Ingeburg Thomsen – Weisse Sklavin

Sie gehört zu den allerersten (pardon!) „Rock-Ladies“, sang bei Rudolf Rock und den Schockern und Udo Lindenberg und wagt jetzt den Sprung in die Gegenwart. Ganz ambitioniert ohne Netz und doppelten Boden klingt ihr Album WEISSE SKLAVIN. Richard Mazda (der von The Fall, Wall Of Voodoo, Tom Robinson) hat produziert, Chris Lunch die Musik umgesetzt, bei den Gästen war u. a. Marsha Hunt dabei.

Die deutsch-englisch-amerikanische Freundschaft klappt allerdings nicht reibungslos, das Ergebnis wirkt eher kontrovers, suchend. Eins hat Ingeburg Thomsen ganz sicher: Mutterwitz und Herz – und natürlich Mut.

Zum Beispiel die Texte: Manche, einfach so gelesen, machen keinen großen Eindruck. Werden sie von ihr gesungen, herrscht schon eine eigenständige Stimmung, verändern sich Bedeutungen. „Herzklopfen“ ist so eine Nummer, „Räp Mäc“, „Dessert“ und „Peter“ auch.

Andere wieder verlieren sich in der eigenwilligen Dramaturgie der Musik, bei der ich stellenweise etwas Melodie vermisse. Da geht die Spannung etwas verloren.

Gelungen finde ich allerdings die obligatorische Cover-Version, ohne die kein deutsches Album mehr auszukommen scheint. Aber hier stimmt die Wahl des Songs, die Umsetzung und die Sängerin. Ich glaube, Friedrich Hollaender würde diese düstergedehnte Fassung von „Eine kleine Sehnsucht“ auch gefallen. Ingeburg Thomsen kann singen, mehr noch, sie kann eingefahrene Bahnen verlassen, ohne ins Schleudern zu geraten.