Ja König Ja

Tiefsee

Gleich der Eröffnungssong des neuen Ja König Ja-Albums kündet von einer Ausnahmesituation, anatomisch gesehen: Der Ich-Erzähler hat links eine Hand, rechts eine Hand, und dazu noch eine. Woher die kommt, ist unbekannt. Mit dem dritten Album geht das Hamburger Quartett um Ebba Durstewitz und Jakobus Siebeis noch einen lyrischen Schrittweiter und taucht in Tiefen, in denen sich „Schnepfenaale“ und andere popkulturelle Raritäten tummeln. Assistiert von Matthias Strzoda (Dorau, Die Antwort), produziert von Detlef Diederichsen entsteht hier eine Art Hausmusik, die keine Berührungsängste kennt. Auf TIEFSEE hört man Melodien, die für einen Trimmpfad aus den 7-3ern gebaut sein könnten, Chansons ohne Botschaft und hoppelnde Liedermacher-Lieder. Klang das nicht gerade wie Ulrich Roski? Ist das Musik für einen kommt ohne ihre Drehtellerkünste aus. Kaum ein Label, daß ihnen nicht die neuesten Weißmuster schickt. Kemistry & Storm haben einen Ruf zu verlieren, deshalb haben sie für ihre erste größere Veröffentlichung unter eigenem Namen ein Format gewählt, das sie beherrschen: Den DJ-Mix. Ihr Set ist gespickt mit aktuellen Tracks von Dom & Roland, Decoder, Jonny L, Goldie himself und anderen. Aber was sind schon Namen? Die Ladys mischen alles so traumhaft sicher und gekonnt ab, daß das Album für den Hörer aus einer durchgängig facettenreichen Einzelaufnahme zu bestehen scheint. Die Beats zappeln unaufhörlich, der Bass pumpt, gelegentlich dringt Gesang und Jazz-Kolorit ins düstere Sci-Fi-Sound-Szenario. Groove pur von Meisterinnen bei der Arbeit.