Jam – The Gift
Prognose: Jam (und XTC) werden uns noch mit hervorragender Musik bedienen, wenn alle anderen abgewirtschaftet haben. Die Entwicklung der Weller, Foxton und Buckler (wie Moulding/Partridge) ist enorm, wegweisend. Nicht von ungefähr räumen Jam alljährlich bei den britischen Leser-Polls ab, was abzuräumen ist. Denn die Band wird verstanden, ihre musikalischen und textlichen Aussagen sind absolut greifbar. Paul Weller schafft es (wir denken an Ray Davies), einfache Dinge einfach zu benennen – für unzählige Texter das Hindernis schlechthin. Er ist sich dabei nicht zu schade, fast Triviales abzusondern, welches aber einen unschätzbaren Vorteil hat: es stimmt (z.B. Jime is short andlife is cruel but it’s up to us to changethis town calledmalice“). Weller singt gegen Rassendiskriminierung („The Gift“). Von alles verschlingenden Lebenshaltungskosten (Just Who Is The 5 O’clock Hero?“). Und eine Zeile wie. The house in the country designs the 14th floor /OldMrs.Smith don’t get outmuch more“ ist einfach Spitze, in einem Song, der Städte (ver)pknung nennt und zugleich das hirnrissige Gedanjtengebäude der überreifen Dame in No. 10 Downing Street meint. Die Musik? Gute, sehr gute Jam-Musik! Pop voller Kraft, ohne Resignation, mut- und wutmachend. Melodien, die Townshend oder McCartney auch nicht besser hingezirkelt hätten („Camation“!). Außerdem gibt’s Salsa (»The Planner’s Dream Goes Wrong“), Funk („Precious“, eine mörderische Jagd!) und – wenn überhaupt – nur einen Schwächling („Happy Together“, leider zur Eröffnung). Die Bläser Steve Nichol und Keith Thomas passen nahtlos ins Bandgefüge. Sehr schade – aber offenbar gewollt, denn sowas hätte auffallen müssen – daß der Gesang auf dem programmatischen „Trans-Global Express“ völlig abgesoffen im Hintergrund bleibt. THE GIFT /s/ein Geschenk. 5 Bernd Matheja
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