Man muß schon gut aufgelegt sein, um die komprimierte Packung Sentimentalität eines James Taylor schlucken zu können. Da klingt immer wieder Lagerfeuer-Romantik durch, hippiemäßiges Absingen des Carole King-Klassikers „You’ve Got A Friend“ und ähnlich nostalgische Reminiszenzen. Die passende Stimmung beim Hörer vorausgesetzt, wird das neue Album aber nichts als Freude verströmen. Taylors Stimme erzählt uns gewohnt gutmütig und mit außerordentlichem Instinkt für Blue Notes vom „Runaway Boy“ oder dem „Baby Boom Baby“, und die hochdotierte Miet-Musiker-Mannschaft (u.a. Lee Sklar, Carlos Vega, Randy Brecker) verströmt mit unglaublicher Souveränität eine elegante Gelassenheit. NEVER DIE YOUNG erreicht zwar nicht die melodische Treffsicherheit seines Vorgängers, des Comeback-Albums THAT’S WHY I’M HERE (1986), doch dürfte das Fehlen echter Single-Hits dem wahren Melancholiker ohnehin ziemlich egal sein.