Jamie Lidell – Jim

Jamie Lidell, der britische Produzent und Musiknerd, der in den 90ern erstmals durch sein Projekt Super_Collider mit Cristian Vogel auffiel, macht eine eigentümliche stilistische Entwicklung durch. Erinnern wir uns: Bevor Lidell mit dem retro-soulfunkigen Album multiply 2005 so eine Art Durchbruch als Solokünstler gelang, war er vornehmlich in elektronischen Gefilden unterwegs gewesen. Mit jim geht die auf multiply überraschend gestartete musikalische Zeitreise nun sogar noch weiter rückwärts: Schon der Opener „Another Day“ kommt daher wie klassischer Sixtiessoul aus dem Hause Motown, „Out Of My System“ klingt wie eine Sam-&-Dave-Nummer, „All I Wanna Do“ wiederum ist ein Bastard aus zwei Sam-Cooke-Klassikern („A Change Is Gonna Come“ und „Wonderful World“), anderswo klingt Lidell in Gesang, Komposition und Arrangement nach dem Teenage-Stevie-Wonder(so zu „Fingertips“-Zeiten)und Marvin Gaye, zwischendurch auch mal nach dem frühen Prince. Der Soulpop von Amy Winehouse auf back to Black wirkt gegen diese Retro-Party, bei der Leute wie Mocky, Gonzales, Nikka Costa und Peaches mitgeholfen haben, geradezu futuristisch. Das kommt alles sehr gekonnt hier, mit viel Feuer und teils tollen Melodien, letztendlich aber bleibt es eben doch eine, wenn auch brillante, Mimikri. VÖ: 25.4.

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