Jan Delay :: Mercedes-Dance

Diese Platte ist noch keine Minute alt, da sorgt der Mann schon für Klarheiten: „Ein neuer Jan, ein neuer Anfang. Reggae ist tot, jetzt ist Funk dran. Vom Superstyler No. 1.“ Es gefiel dem „flashigen Fliegengewicht nach der so anmaßenden wie umwerfenden Reggae/Dub/Dancehall-Stilübung SEARCHING FOR THE JAN SOUL REBELS also der dralle Funkkapellenfunk und auch der eher schlanke, elektronische vom frühen Prince bis zu N.E.R.D. Bald igelte er sich eine kleine Ewigkeit in sein Studio ein, und am Ende veröffentlicht er nun ein Album, wie es im „Kartoffelland“ noch keines gab. Ein „Monster“ hat er erschaffen, wie er selbst singt – eines, das viel Platz braucht, Volumen eben Idas regelt man mit dem ganz großen Knopf an deinem Verstärker). Obwohl Jan Delay der Sinn eindeutig nach einer Pop-Platte mit drei Großbuchstaben als nach Baßbestimmtem für den Tanzboden stand, demonstriert er auch wieder mit beneidenswertem Selbstverständnis seine Qualitäten als origineller, bauchlinker, urteilssicherer Texter. „Kartoffel“ gelingt ihm als unwiderstehliche Metaphernschleuder gegen die hoffnungslos ungroovebare Mehrheit in diesem Land, und auch in Songs wie „Kirchturmkandidaten und „Ahn ich gar nicht“ wackelt der Oberlehrerfinger des feist grinsenden Anklägers im jederzeit dominanten Takt. Nur „Plastik“, eigentlich ein großer Diskothekenhit, wirkt ein bißchen pubertär und gestrig und riecht nach Spliff (der Band, nicht nach Tüte), deren hochoffizietler Diskothekenhit „Das Blech“ auch für Jans vorzüglichen AUesschüttler „Raveheart“ Pate gestanden haben könnte. Daran, was der Mann da macht, gibt es sonst kaum etwas zu kritisieren – nicht einmal die beiden Sollbruchstellen-Balladen in gefährlicher 80er-Deutschrock-Nähe „Für Dich“ [ein Cover des Rio-Reiser-Stücksl und „Im Arsch“ mit Udo Lindenbergl stoßen komisch auf. Nur das Wie paßt hier und da nicht so ganz. Manchmal klingt mercedes-oance zu sehr nach Heimstudio, abgepackt und steril, und ganz selten sogar ein wenig billig. „Echte“ Instrumente und mächtig Souldamenpower von hinten sollen hier gegensteuern, und das gelingt auch meist ganz gut. Nur schiebt der Funk der geladenen Perfektlinge manchmal nicht so richtig, dort wo der Bauch übernehmen müßte. Und die Souldamen powern eher obligatorisch. Daß das Jan Delay und Band auf der Konzertbühne aber noch besser ausbalanciert bekommen, daran besteht wohl kein Zweifel. Der Mann trägt diesen Titel ja nicht von ungefähr: Superstyler. VÖ:4.8.

www.Jandelay.de