Japan :: Gentlemen Take Polaroids Tin Drum Oil On Canvas The Very Best Of Japan

Als die im heimischen England geschmähten, auf dem Kontinent heiß verehrten Post-Glam-Rock-Helden nach dreijähriger Existenz 1980 vom deutschen Label Hansa zur engtischen Virgin wechseln, ändern sich Stil und Erfolgsaussichten, GENTLEMEN

TAKE POLAROIDS 4 dürfte der zugänglichste von fünf digital renovierten Albenklassikern sein. Die konventionelle Pop-Art noch nicht ganz aus den Augen verloren – es sollten die letzten Aufnahmen mit Gitarrist Rob Dean sein -, glänzt der um drei Bonustracks aufgestockte Elektronik-Klassiker mit dem elegischen „Burning Bridges“ im Stile von Bowies LOW-Phase. „Methods Of Dance“ verfehlt seine Wirkung nicht in eisiger Wave-Club-Atmosphäre. „Taking Islands In Africa“ nimmt den World-Beat vorweg, das vom gleichnamigen Wertrnüller-Film adaptierte „Nightporter“ schwelgt im Dreivierteltakt und mit dem Motown-Cover „Ain’t That PecuLiar“ liefern Japan nach „I Second That Emotion“ schon die zweite seltsame Interpretation eines Evergreens von Smokey Robinson & The Miracles. Der Durchbruch in Großbritannien läßt dennoch zwölf weitere Monate auf sich warten: tin drum 5 darf 24 Jahre später noch immer das Prädikat „bahnbrechend tragen, inklusive der gänzlich ohne Schlagzeug funktionierenden Top 5-Single „Ghosts“. Vertrackt praktizieren Japan „The Art Of Parties“, sinnieren abstrakt über „Still Life In Mobiles Homes“ und tanzen zu schwülstigem Synth-Funk. Dazu servieren sie die chinesische Kulturrevolution im Blickwinkel romantisch verklärter Europäer: In „Visions Of China“, „Canton“. „Sons Of Pioneers“ und „Cantonese Boy“ nähern sich Mick Karns schräge Fretless-Baßlinien an David Sylvians distanzierten Gesangsstil mit unheiligen Botschaften über Kommunismus. Mao, Viererbande, Tibet und Buddhismus. Doch nagt ein häßlicher Wurm am coolen Konzept: der mädchenhafte Sylvian spannt Kam die Freundin aus und die labile Männerfreundschaft geht den Bach hinunter. Als Abschiedsgeschenk gibt’s im Juni 1983 den im Londoner Hammersmith Odeon aufgezeichneten Konzertmitschnitt oil on canvas 3 . Auf diesem dürften die makellosen Live-Irnpressionen – vor allem wegen der sonst nirgends erhältlichen Titel „Voices Raised In Welcome, Hands Held In Prayers“ und „Temple Of Dawn“ – interessieren. Erst ein Jahrzehnt später finden die vier Gründungsmitglieder unter dem Namen rain tree crow 4 für eine Reunion wieder zusammen. Stark von dem Minimalismus beeinflußt, den Sylvian auf seinen Soloalben pflegt, verbreiten 13 Soundscapes eine melancholisch-düstere Leblosigkeit. Karns Griffe zum Saxophon und zur Baßklarinette verleihen den Stücken einen Hauch von Jazz. Einen ausgezeichneten Querschnitt von 15 Tracks der Virgin-Periode liefert schließlich das etwas lieblos betitelte THE VERY BEST OF JAPAN 4 . MIKE KÖHLER >>>

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