Jarvis Cocker :: Jarvis

This is not hardcore: Der britische Pop-Maestro für alle Generationen ohne Pulp und Pomp, aber mit allem, was ihn auszeichnet.

Er lebt schon seit geraumer Zeit in Paris, wo er zuletzt zum Beispiel Songs für Charlotte Gainsbourg geschrieben hat. Sein neues Album enthält trotzdem keine Hinweise auf seine Wahlheimat. Es klingt so britisch, wie man es von Jarvis Cocker erwartet. Man könnte sogar sagen, es schließt an den erwachsenen Stil an, den Pulp kurz vor Ende ihres Bestehens noch schnell ausprobierten. Aber darauf kommt man erst später. Zuerst begegnet uns Jarvis etwas überraschend als Rocker. Stolz präsentiert er noch einmal die beiden Songs, die er für das Album von Nancy Sinatra geschrieben hatte – in härteren Versionen. Zu ihnen gesellen sich andere robuste Tracks. „Black Magic ist praktisch ein düsterer Remix von „Crimson And Clover“, dem Sixties-Hit von Tommy James & The Shondells. „Fat Children“ unterstreicht den Unmut über die Übergewichtsproblematik auf der Insel mit unwirschem Punkrock (die Briten sind statistisch gesehen die dicksten Europäer). Danach wird Jarvis Cocker schwelgerischer, kommen Einflüsse zum Vorschein, die ihn geprägt haben: Scott Walker, Engelbert Humperdinck, Orchestermusik. Ganz am Ende des Albums, versteckt nach einer längeren Pause, ist der Protestsong „Running The World zu hören, der bereits als Download im Internet erhältlich war. Wegen des eingängigen Refrains hätte er der größte Hit des Albums werden können, wenn da nicht diese eine politkritische Zeile wäre, die der Sänger immer wieder mit Leib und Seele herunterbetet: „Cunts are still running the World“. Das ist doch mal eine Ansage! Jarvis Cocker ist natürlich das genaue Gegenteil von den Leuten, die er da beschreibt. Ein Unikat, das Pop mit Wortwitz. Kunstverständnis und einem gesunden Maß an Grandeur als großes Gefühlserlebnis zelebriert.