Jazz wider den Purismus :: Attacke
Nicht nur, weil er als Mann der Tasten gelegentlich auch zum Hörn greift, hat der blonde Django für staunende Gesichter gesorgt. Ob als Hauskomponist der Loose Tubes (die Big Band wurde zur 80er-Legende des britischen Jazz), ob mit Drummer Bill ßruford (Yes) in dessen Band Earthworks oder bei Studioabenteuern mit stilübergreifenden Extremisten wie Hank Roberts — stets spielte Bates mit allen Genres und Klischees, ohne ihnen aufzusitzen.
Nachdem er vier Jahre lang nicht unter eigenem Namen auf CD in Erscheinung Irai, treibt er es nun besonders bunt. Und das unter ständigem Wechsel zwischen Quartett (Human Chain) und Big Band (Delightful Precipice). Den Auftakt bilden praxisgetestete Zirkuszicken und ein aberwitziger Marsch. Danach erhebt sich das Hörn über hypnotische Riffs, und mit „Säd Afrika“ wird Chris McGregor heraufbeschworen. Bei „Three Architects Called Gabrielle“ dagegen kommen Funk und Noise auf höchst seltsame Weise zusammen. Und „Queen Of Puddings“ ist als orchestrale Walzer-Apokalypse ebenso starker Tobak wie die Kombination des schräg jazzigen „Nights At The Circus“ mit dem heavy tönenden „Discovering Metal“.
Doch auch Intimes hat Django zu bieten. Etwa die von kaum hörbaren Synthielinien umspielte Ballade „Little Petherick“ oder das delikate Pianosolo auf „Hypen“. Daß Bates dem Saxophon seines Alter ego lain Bellamy zuarbeitet, ist bekannt. Doch auch die 19 Precipice-Musiker klingen, als hätte sie der Spaß an Attacken auf Purismus und Mainstream zusammengebracht — produktives Chaos.
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