Jeb Loy Nichols

The Country Hustle

City Country City/Indigo

Ob Disco oder Folk, Reggae oder Soul: Der Großmeister des Unterstatement macht aus allem seinen typischen Plüsch-Pop.

Ach ja (Seufzer), das Understatement ist eine unterschätzte Qualität in der aktuellen Popmusik. Folgerichtig ist auch der Meister des Understatements in Vergessenheit geraten (großer Seufzer): Seit Jeb Loy Nichols Anfang der Neunzigerjahre mit den Fellow Travellers und der Erfindung des Country-Folk-Reggae mal kurz eine große Nummer zu werden schien, hat der mittlerweile in Wales lebende US-Amerikaner nicht mehr so richtig doll Furore gemacht (ganz großer Seufzer). Was daran gelegen haben mag, dass seine Musik stets klang wie, seien wir mal ehrlich, eingeschlafene Füße, auf denen man allerdingst sehr gerne die Liebste über den Tanzboden geschoben hätte.

Auf THE COUNTRY HUSTLE, seinem nun schon zehnten Album unter eigenem Namen, verordnet Doktor Nichols noch mehr Genres seine ganz spezielle Entspannungskur, in der sämtliche Kanten abgeschliffen, alle Emotionen nivelliert und jeder Ton auf einem Kissen aus rotem Plüsch präsentiert wird. Schön. Selbst eine astreine Disco-Nummer, die ständig loszucken möchte und dazu noch einen Titel wie „Hate Hate Hate“ trägt, wird unter seinen Händen zu einem relaxt schlürfenden Schieber. Auch der Soul von „Till The Teardrops Stop“ oder die lustig klappernde Hippie-Nummer „That’s All I Want“ lullen einen vor allem erfolgreich ein.

Allerdings gibt es leider auch ein paar Stücke wie „Katie Blue“ oder „Long Live The Loser“, in denen das Erfolgsrezept nicht richtig funktioniert, weil der Song selbst schon zu stumpf ist, um auch noch seine absichtsvoll zurückgenommene, ja nachgerade bescheidene Umsetzung verkraften zu können. Andererseits: Stammte THE COUNTRY HUSTLE von Kurt Wagner, würde es allüberall als reifes Spätwerk einer Legende gefeiert werden. Das aber würde ja dann auch nicht passen zu Jeb Loy Nichols, dem Großmeister des Understatement (finaler Seufzer).