Jeffrey & Jack Lewis – City & Eastern Songs

Niemand gibt gerne zu, daß er sich irrt. Der Autor dieser Zeilen gibt hiermit zu, daß er sich im vielstimmigen Gefolge des vom Debütalbum der Moldy Peaches ausgelösten Anti-Folk-Hypes vor circa dreieinhalb Jahren dazu hinreißen ließ, in einem Artikel zu behaupten, daß Stipplicon, Wooden Ghost und Joie Dead Blonde Girlfriend Namen wären, die man sich für die Zukunft merken müßte. Und auch das Debütalbum von Jeffrey Lewis hatte genug subversiven Humor und Do-it-yourself-Charme, um von einer Anti-Folk-Weltrevolution zu träumen. Heute sieht das ein bißchen anders aus. Adam Green macht auf versponnen-charmebolzenden, mädchenmassenkompatiblen Entertainer, Kimya Dawson hat auch ein neues Album gemacht, und Jeffrey Lewis hat seinen Bruder Jack mit in ein „richtiges“ Studio genommen und Produzent Kramer (u.a. Galaxie 500, Butthole Surfers, Low) engagiert, weil er wohl auch gemerkt hat. daß der Anti-Folk nur noch bedingt funktionsfähig ist. Deswegen zeigt sich City & Eastern Songs auch nach einigen Seiten offen, schielt vorsichtig in Richtung „herkömmlicher“ Indie-Rock. Und bezeichnenderweise ist „Artland“, in dem sich die elektrischen Gitarren überschlagen dürfen, der beste Song des Albums. Mehr als nervtötend ist hingegen „Williamsburg Will Oldham Horror“, in dem Jeffrey Lewis über hingerotzte Geige und Banjo fünf Minuten eine angebliche Begegnung mit Will Oldham für ein nicht endenwollendes, atemloses Lamento über das Künstlerdasein an sich nutzt. Der Rest ist Unentschlossenheit. Insofern gebe ich Jeffreys und Jacks Vater (der im erneut sehenswerten Booklel als Comicfigur mit Sprechblase auftaucht) recht: „I think they should learn at least one blues number“, bzw. offen dazu stehen, daß sie sich geirrt haben.

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