Jen Cloher

Jen Cloher

Milk!/Marathon Artists/Rough Trade

Die Australierin vertont mit ihrem Garagen-Folk die Abgründe des Alltags.

Wenn Jen Cloher im Video zu ihrer neuen Single „Forgot Myself“ in einem Diner sitzt, umgeben von freundlich-verlotterten Hipstern; wenn sie langsam den Verstand verliert an diesem unerträglich durchschnittlichen Ort; und wenn sie schließlich das Lokal verwüstet, in Rage über ihr Unvermögen, sich einen Kaffee zu bestellen – dann ist in wenigen Takes viel gesagt über die Grande Dame der DIY- und Songwriterszene Melbournes. Mit ihrer Ehefrau Courtney Barnett betreibt Cloher das Label Milk! Records, und dass die Musikerinnen partners in crime sind, ist kaum zu überhören. Beide wissen um die Abgründe des Alltags.

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Barnetts Velvet-Underground-geschulte Leadgitarre prägt die Songs auf Clohers neuem Album, das in Jeff Tweedys Studio in Chicago gemischt wurde. Doch während Barnett Americana mit den Insignien des Millennial-Lebens (Smoothies! Bioläden!) vereint, verweist Clohers Garage-Folk-Sound auf lange vertraute Bilder der Einsamkeit.

So beginnt „Shoegazers“ als lässig tuckernde Truckernummer, um sich schließlich in einem Gitarrengewitter zu entladen. Das klingt nach schwarzem Kaffee, ausgeschenkt an Tankstellen bei Nacht, nach Ortseingangsschildern im Nirgendwo, nach Kettenrauchen am Bartresen. Oder eben nach tris­ten Diners am Stadtrand. Es sind Bilder, so alt wie der Rock’n’Roll selbst, aber sie so lakonisch einzufangen wie Cloher, ist eine Kunst.  

Klingt wie: The Velvet Underground: LOADED (1970) / Mia Dyson: THE MOMENT (2012) / Courtney Barnett: SOMETIMES I SIT AND THINK, SOMETIMES I JUST SIT (2015)