Jerry Cantrell – Degradation Trip
Worin besteht der Sinn und Zweck von musikalischen Alleingängen, wenn er dem kollektiven Output in nichts nachsteht? Wenn der Solist genauso klingt wie die Band? Eine Frage, die sich Jerry Cantrell stellen sollte. Denn sein zweites Soloalbum klingt exakt so wie die drei LPs und zwei EPs, die er zusammen mit den Grunge-Pionieren von Alice In Chains aufnahm: morbide, melancholische Rocksongs mit nötigem Gesang, bratzigen Gitarren-Riffs und Texten über Drogen. Alkohol und Tod. Also nichts, was er nicht schon im Verbund mit dem inzwischen verstorbenen Layne Staley aufgenommen hätte. Im Gegenteil: Wenn Cantrell so richtig Seelenstriptease betreibt und sein gequältes Unterbewusstsein auskotzt, klingt er genau wie zu Zeiten von Songs wie „Man In The Box“, „Down In A Hole“oder „Rooster“. Dass er die Band zu Beginn des neuen Jahrtausends nur deshalb verließ, weil Staleys Heroinsucht keine weiteren Tourneen und Plattenaufnahmen zuließ, ist inzwischen bekannt. Dass Cantrell aber so unverblümt und schamlos in Neunziger-Jahre-Nostalgie schwelgt, ist neu. Denn statt sich umzuorientieren und neu anzufangen, poliert der Gitarrist und Sänger lediglich olle Kamellen auf. DEGRADATION TRIP kultiviert den Status quo von 1994- Das ist dieselbe Stimmung, dieselbe Atmosphäre, das sind dieselben Arrangements wie damals – nur leider sind es nicht mehr dieselben packenden Songs.
www.jerrycantrell.com
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