Jerry Garcia – Reflections
Ich gebe ja gerne zu, daß ich Jerry’s Soloausflüge nie ernst nahm. Besser wäre vielleicht zu sagen: seine Platten. Gut, er macht unkomplizierte, überrelaxte und naiv wirkende Musik, aber da gibt es Leute, die mit den gleichen Mitteln etwas ernstzunehmenderes zustande bringen. Irgendwo macht er sich die Sache zu leicht. Diese seichten Country-Nummern und langweiligen Blues-Stücke, noch dazu mit einer krähenden und völlig unzureichenden Stimme vorgetragen, machen mich -fertig. Trotzdem besitze ich alle seine Gruppen- und Soloalben, nur um nach jeder seiner Neuerscheinungen immer wieder feststellen zu müssen, daß die Erwartungen hinsichtlich Jerry’s Aufschwung, endlich mal MUSIK zu machen, enttäuscht worden sind. Es muß ja nicht die der Dead sein, aber eine Musikerpersönlichkeit vom Schlage Garcias sollte trotz aller Einfachheit etwas Reiferes auf die Beine stellen können. Aber zu „Reflections“ speziell: An sich unterscheidet sie sich vor allem durch die Mitspieler von ihren beiden Vorgängern seit dem herrlichen „Hooteroll!“ 1970. Aber selbst da wimmelt es von altbekannten Gesichtern: Die vollständige Dead-Besetzung ist dabei und daneben die Musiker von Jerry’s drüben stürmisch begrüßter Zweitgruppe incl. Nicky Hopkins, John Kahn und dem Elvis Drummer Ron Tutt. Damit nicht der Eindruck entsteht, es gäbe auf dieser Platte nur schnulzige Country-Klänge, hier ein paar positive Beispiele zwecks der Ausgewogenheit: „They Love Eachother“, ein unterschwelliger Funk-Rhythmus, „Tore Up John“, das ein wenig an die neueren Sachen von Taj Mahal angelehnt erscheint.