Jimmy Barnes – Psyclone

Die Zeiten, in denen der Rock’n’Roll von der Straße kam und ebenjene Atmosphäre atmete, gehören längst der Vergangenheit an. Heute heißen Bands „Acts“ und werden von cleveren Managern, Produzenten oder Marketingstrategen am Reißbrett entworfen. Da wirkt der rüde Rocker Jimmy Barnes schon fast wie die Wiedergeburt einer fast vergessenen Spezies. Barnes benimmt sich auf der Bühne daneben, säuft Wodka wie andere Mineralwasser und gibt in seinen Vorstellungen gern das Tier. Recht so. Denn Barnes brüllt mit der Leidenschaft desjenigen, der mittels Musik seine tiefstes Inneres zutage fördert. Das Resultat ist noch am ehesten auf die leider allzu abgedroschene, hier aber wenigstens zutreffende Formel „ehrlicher, handgemachter Rock“ zu bringen. Wobei der Barnes-Unkundige wissen sollte, daß Jimmys ganz großes Talent in ruppigem R’n’B und da besonders in den balladesken Tönen liegt. Nie klingt der naturalisierte Australier aus Glasgow mit französischem Wohnsitz besser als in seinen Blut, Schweiß und Tränen verströmenden Slowsongs. Bedauerlich nur, daß auch diese jüngste Studioproduktion kaum an Barnes‘ einmalige Live-Qualität heranreicht. Eine positive Ausnahme unter den vielen seelenlosen Neuveröffentlichungen ist sie trotzdem.