Joan Osborne – Relish

Mal meint man Bonnie Raitt zu hören, wie sie mit der Band von Tom Waits im Rücken den Space-Blues eines Captain Beefheart singt, dann wieder denkt man an Joni Mitchell, die von The Dirty Three im australischen Outback ausgesetzt worden ist. Derlei Assoziationen löst eine Frau aus, deren Major-Debüt RELISH mit sechsmonatiger Verspätung nun auch in Deutschland veröffentlicht wurde. Was ein Glücksfall ist, denn Joan Osbornes neue CD ist ein einstündiger Geniestreich ohne jeden Makel. Ihre Basis ist der Blues, aber was für einer: Welten entfernt von jedem „Woke up this morning and my baby’s been gone“-Klischee schürft hier jemand ganz tief in Seelengründen und fordert zwischendrin lasziv-selbstbewußt ‚Let’s Just Get Naked‘. Zwölf Volltreffer enthält dieses Ausnahme-Album, inklusive zweier eigenständiger Cover-Versionen von Dylans ‚Man In The Long Black Coat‘ und Sonny Boy Williamsons ‚Help Me‘. Erste unter Gleichen sind ‚St. Teresa‘, das mit seinem luftigen Arrangement über den Wolken zu schweben scheint, während die Stimme tief im Sumpf wühlt, der Slow-Blues ‚Pensacola‘, bei dem eine Harmonika zwischen den Zeilen atmet und die Leadgitarre knappe Statements abgibt (beides gespielt vom famosen Eric Bazilian), und der abgedrehte Rocker ‚Right Hand Man‘, den ein gewisser Don Van Vliet – wohl niemand anderer als der legendäre Captain Beefheart – mitkomponiert hat. Doch es ist Joan Osbornes Power und ihre Stimme, die dieses Meisterwerk vor Intensität glühen läßt.