Joe Cocker :: Greatest Hits

Der „Stern“ hat einmal über Joe Cocker geschrieben, er könne „in Trauer versinken, Schmerz herausbrüllen und vor Zärtlichkeit zerfließen“. Dieses Urteil mag unterschrieben werden von Leuten, die ihre Fertigpizza mit leiser Eros-Ramazzotti-Begleitung verspeisen, die Celine Dion für leidenschaftlich halten und die, wenn’s mal so richtig dreckig abgehen soll, die neueste Balladensammlung von Aerosmith im CD-Spieler ihres silberfarbenen 3er-BMWs versenken. Wer heute mit Genuß diese Platte hört, feiert nicht mal seine Jugend, sondern seine eigene Durchschnittlichkeit. Was Joe Cocker einmal gewesen sein mag, das hat er uns selbst vergessen gemacht. Heute hat er seine Probleme im Griff, läßt sich von keinem Manager mehr verarschen und verhökert seine Legende stückchenweise. So schaut er mit seinem Bauchladen an geliehen Melodien und gekauften Songs immer mal wieder bei einem Publikum vorbei, das ihm in dankbarer Verehrung seinen Lebensabend finanziert. Das hat er sich verdient. Und wer sich mit plastikverpackter „Wut“, „Trauer“ und „Zärtlichkeit“ im Supermarkt der Popkultur eindecken möchte, der hat Joe Cocker verdient. Mach’s gut, altes Haus, und „Sail Away“.