Joe Henry – Trampoline
Was, um mal einen stereotypen Texteinstieg zu bemühen, haben Madonna und Helmet-Kopf Page Hamilton gemeinsam? Es gibt eine Gemeinsamkeit, und sie heißt Joe Henry. Mit Madonna wird der Songwriter auf der Vic Chesnutt gewidmeten zweiten Folge des SWEET RELIEF-Tributes im Duett zu hören sein, mit Hamilton hat Henry offenbar ein, zwei Leichen im Keller. Hamilton, so Henry, schulde ihm „einiges“, ein Teil davon würde mit Gitarrenarbeit auf fünf der neun Songs von Henrys mittlerweile siebten Album abgegolten. Was soll man lange reden: die Platte, auf der an Prominenz außerdem noch Ex-Jayhawk Tim O’Reagan und Dylan Sideman Bucky Baxter mitwirkten, ist einfach wunderbar geworden. Düsterlich, dunkel, geht’s hier zu, manchmal – und hier sei das ausnahmsweise sehr treffende Platteninfo zitiert – regelrecht unheimlich. Grandiose countrifizierte Songs, sparsam arrangiert und trefflich instrumentiert mit allem, was man hören möchte, wenn um 4 Uhr morgens die Köpfe schwerer und die Blick wehmütiger werden. Schummernde Tremolo-Gitarren, zart heulende Pedal-Steels, traurige Pump-Orgeln, eine nicht viel fröhlichere Posaune, göttlich-schräge Mellotron-Sounds (wenn auch nur aus dem Synthie), meist nur mit dem Besen bediente Drums, bedrohlich-atonale bis herzzerreißend kitschige Streicher-Arrangements, Ziegenglocken (!) und dergleichen mehr. Für die Backing Vocals des beinahe angsteinflößenden ‚Flower Girl‘ wurde gar ein ganzer Chor verpflichtet. Nur manchmal blitzt so etwas wie melancholische Fröhlichkeit auf (‚Go With God‘). Und dann wird’s irgendwie erst recht traurig. Aber zwischendurch läßt Hamilton seine Gitarre mäandern, daß es – bei aller Düsternis – doch eine wahre Freude ist.
Mehr News und Stories