John Coltrane – Live At Birdland/Crescent/Meditations

Zweifellos zählt John Coltrane neben Miles Davis und Charlie Parker zu den herausragendsten Figuren im Jazz. War Coltrane am Anfang seiner Karriere in den Ensembles von Davis, Dizzy Gillespie sowie bei Thelonius Monk noch zu sehr durch sein Junkie-Dasein abgelenkt, so entwickelte er in seiner wichtigsten Phase von i960 bis 1965 ein fast schon abstraktes Gespür für virtuose Innovationen und lyrische Sensitivität. Die erstmals als CD aufgelegten drei Alben entstammen jener Zeit, die auch die Meilensteine GIANT STEPS (1960) und A LOVE SUPREME (1964) hervorbrachte. Seine musikalischen Aktivisten jener Tage waren vornehmlich Pianist McCoy Tyner, Schlagzeuger Elvin Jones und Bassist Jimmy Garrison. LIVE AT BIRDLAND (11982) (4) markierte Coltranes Abwendung vom radikaleren Hard-Bop. Schräg-elegant improvisiert er frei swingend mit seinem Kerntrio auf insgesamt sechs Tracks (Bonus: ‚Vilia‘), und prangert mit ‚Alabama‘, in seiner Funktion als Symbol der spirituellen Neuorientierung der Schwarzen, die damaligen Morde an Farbigen in den Südstaaten an. Etwas sanfter, geschlossener, dafür aber umso präsenter funktioniert er auf CRESCENT (12002) (5) . Bass und Drums bilden, untermalt von Pianotupfern, eine rhythmische Einheit auf dem linken Stereokanal, während Coltrane auf dem rechten, die Rolle des energetischen Erzählers übernimmt. Diese relativ ruhige Periode war jedoch nur von kurzer Dauer. Mit MEDITATIONS (11992) (4) zelebrierte Coltrane 1965, entgegen dem entspannungsverheißenden Titel, eine neue tumultartige, freiformale Ungestümheit, die eine spirituelle Besinnung auf seine afrikanischen Ursprünge zum Ausgangspunkt hatte. Dem Zuhörer verlangt diese mitunter enervierende Kakophonie einiges an Hörvermögen ab. Zu Coltranes klassischem Quartett gesellten sich als bewußt opponierende Gegenspieler für Elvin Jones und Coltrane, Rashied Ali an den Drums, sowie Pharoah Sanders am Saxophon hinzu – wiederum fein säuberlich abgemischt auf den jeweils rechten und linken Kanal.