John Martyn – Glorious Fool
Zwölf Jahre lang paßte John Martyn in keine Schublade und in keine Hitparade. Zumindest mit der Erfolglosigkeit ist es nun aber vorbei: GLORIOUS FOOL belegte einen guten Platz im Mittelfeld der englischen Charts, und die Grunde dafür liegen offen auf der Hand. Der Wechsel von Island zu WEA steigerte den Aufwand an Marketing und Promotion die neue Firma will sich von der besten Seite zeigen. Eine Spur glatter und gefälliger ist die Musik Martyns zudem geworden, exemplarisch dokumentiert durch die Neuaufnahme des Songs „Couldn’t Love You More“ aus der hervorragenden vier Jahre alten LP ONE WORLD; die aktuelle Version klingt gepflegt amerikanisch (könnte ein Tophit für die Commodores werden) und verrät die Handschrift des Produzenten Phil Collins, der auf GLORIOUS FOOL auch an den Drums sitzt. John Martyn ist da in ein gefährliches Fahrwasser geraten, segelt in einigen anderen Tracks bereits hart am Rande des weichgespülten US-Jazz-Rocks.
Seit er sich aus dem Folk-Rock herausgearbeitet und zu einem sehr persönlichen und musikalisch vielschichtigen Sound gefunden hatte, waren Martyns Platten stets durch unterschwellige, aber ungeheuer intensive Spannungsbögen aufgefallen; seine Musik hüllte den Zuhörer fast unmerklich ein, legte ihm ganz sanft Fesseln an. Die Intensität der schwebenden Stimme, die virtuose Arbeit an der Gitarre und die Kunst gut ausgesuchter Begleitmusiker von Steve Winwood bis Rico setzte sich in diesem Kontext stets tief im Ohr fest, machte LPs wie GRACE AND DANGER oder ONE WORLD zu Kleinoden im marktschreierischen Rockgeschäft. Einen Teil dieser Qualitäten finden wir auf GLORIOUS FOOL noch
wieder, vor allem auf der zweiten Seite. Daneben aber macht sich Musik breit, die an Spannung und Intensität verloren hat. Gemessen am Gros der Neuerscheinungen dennoch ein gutes Album.
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