John McEntire – Reach The Rock
John McEntire ist wohl das, was man gemeinhin gerne einen „Hansdampf in allen Gassen“ nennt. Als Schlagzeuger, Vibraphonist und Soundtüftler der Chicago-Band Tortoise begleitet McEntire den guten alten Indierock auf instrumentalen und elektronischen Wegen. Mit seiner Zweitband The Sea & Cake untermalt John McEntire transparente Folksongs mit einer jazzinhalierenden Leichtfüßigkeit. Zwischendurch wird dann auch noch schnell mal Blur remixed, Stereolab unter die Arme gegriffen oder eben unter der Woche ein Soundtrack aufgenommen. Daß der dazugehörige Film von John Hughes produziert wurde, jenem John Hughes, der in seinem vorherigen Leben als Regisseur für den pupertätserhellenden cineastischen Lichtblick „Ferris macht blau“ verantwortlich war, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Denn genauso wie REACH THE ROCK nichts mit den Rich-Kid-Abenteuerchen eines Ferris Bueller zu tun hat, eignen sich John McEntires Klangkaskaden kaum für einen luftigen Vormittag am Baggersee. Am ehesten leuchten da noch die „Window Lights“ von The Sea & Cake durch das Grau, Olivgrün und Tiefschwarz von zwölf meist elektronischen Tristessen. Nein, der hoffentlich bald bevorstehende Sommer wohnt in diesen Stücken nicht. Statt dessen vermögen es distanziert klappernde Geräusche auch ganz ohne Worte, Strophe und Refrain tiefes Sentiment zu verleihen. Und zu den schwelgerischen Gitarren des abschließenden „Dreams Of Being King“ spiegelt sich der fahle Schein einer Straßenlaterne in ölgetränkten Pfützen.
Mehr News und Stories