John Taylor – Rosslyn

Geradezu unmöglich ist es, mit Keith Jarrett auf Augen- bzw. Ohrenhöhe konkurrieren zu wollen. Wer aber dem Standard „How Deep Is The Ocean“ von Irving Berlin jetzt in der Trio-Fassung von John Taylor bis in die letzte Notenpore nachlauscht, der fühlt sich sofort in jene Klang-Welt versetzt, in der Jarrett das Sagen hat. Bislang eben. Denn John Taylor zeigt nicht nur, was auch er alles von Bill Evans an Melodik und Emotionalität gelernt hat. Mit seinem Sinn für die schlichte Eleganz, für das Drängen eines jeden Tones, mit dem Taylor mehr erzählen kann als andere mit tausend Akkorden, dehnt der Brite behutsam seinen Wirkungskreis aus. Ein Spiel, das sich, den Hörer und eine Standard-Haltung auf eine unbekannte Umlaufbahn schickt, von der man gar nicht mehr herunter möchte. Zumal Taylor selbst als Komponist die ganz große Skala beherrscht, um seinen Mikro- zum Makrokosmos zu machen. Mit einfachsten Figuren, mit winzigsten Motiven sorgt er für faszinierende Leuchtkraft. Sein Minimalismus verweigert sich nicht den dramatischen Steigerungen, die vollstes Spannungsbewusstsein widerspiegeln. Was nicht zuletzt an Marc Johnson (Bass) und Joey Baron (Schlagzeug) liegt, mit denen Taylor sein Album Rosskyb aufgenommen hat und das selbst den devotesten Jarrett-Jünger verblüffen wird.

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