John & Yoko/Plastic Ono Band – Sometime In New York City

Glichen die beiden Solo-Vorgänger eher einer psychoanalytischen tour de force mit Lennons aggressiv betriebener Innenschau, so nahm sich der New Yorker Neubürger hier der Entrechteten, Enterbten und machtlos Internierten an. Das 1972 als Doppelalbum veröffentlichte SOMETIME IN NEW YORK featured Elephant’s Memory als Backingband, wurde von Phil Spector produziert und zeigt auf dem Label in raffinierter Überblendtechnik die Ono-Werdung John Lennons. Treffend: Denn gut zwei Drittel der Textideen gehen auf das Konto der vielbeachteten Aktionskünstlerin, die noch immerzu Unrecht für die Trennung der Beatles verantwortlich gemacht wird. Yokos mitunter an rollige Katzen erinnerndes Gejammer ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber es war auch nie ihre Absicht zu gefallen. Speziell die live eingespielten Passagen (mit der Plastic Ono Band 1969 und 1971 mit Frank Zappa & The Mothers) zum Ende der Big-Apple-Saga werden traditionsverhaftete Gemüter erneut vergrätzen. Mit ‚Woman Is The Nigger Of The World‘ und ‚Sisters, O Sisters‘ setzen John und Yoko dem „Sklaven aller Sklaven“ zwei treffsichere Denkmäler. Vehement Freiheit wird für den wegen einer geringen Menge Marihuanas zu lebenslanger Haft verurteilten MC-5-Manager John Sinclair im gleichnamigen, von einer scharfen Slide-Gitarre angetriebenen Song, gefordert. In ‚The Luck Of The Irish‘ und ‚Sunday Bloody Sunday‘ steht der Bürgerkrieg in Irland zur Debatte, ‚Born In A Prison‘ und ‚Attica State‘ wiederum behandeln den unmenschlichen Strafvollzug. Die aus heutiger Sicht zum Teil naiv anmutende politische Aktionskunst von John Lennon und Yoko Ono war zur Zeit von SOMETIME IN NEW YORK CITY auf dem Höhepunkt. Das Album ist dem weichgespülten 80er Comeback-Album DOUBLE FANTASY auf jeden Fall vorzuziehen.