Singer/Songwriter: Ein sperriges, raues Album, mit dem Jolie Holland endlich zu sich selbst findet.

Zuletzt, auf dem 2011 veröffentlichten Album PINT OF BLOOD, war Jolie Holland noch mit den Great Chandeliers unterwegs. Auf WINE DARK SEA geht sie wieder andere Wege und arbeitete bei den Aufnahmen vor allem mit dem Musiker Doug Wieselman (Lou Reed, Antony & The Johnsons) sowie Indigo Street zusammen. Herausgekommen ist ihr bisher bestes Album, auf dem ihre unverwechselbare Mixtur aus Delta Blues, Free Jazz, Country und klassischem Rhythm & Blues, mehr Wirkung als je zuvor entfaltet. Auf einen Produzenten hat die Sängerin, Gitarristin und Songwriterin verzichtet.

War auch gar nicht nötig, denn so ungeschminkt und befreit von jedem Ballast gehen ihre Songs richtig unter die Haut. Egal ob sie die verletzliche Blues-Sängerin gibt, wie bei „Dark Days“, oder wie beim Titel „Route 30“ mit leicht neben der Spur liegendem Gesang die vielen Höhen und Tiefen des Lebens beschreibt, es klingt immer in höchstem Maße authentisch. Und genau dieser Umstand macht WINE DARK SEA zu so einer gewinnbringenden Sache. Je mehr man sich in die Musik hineinarbeitet, desto mehr Geheimnisse gibt sie preis.

Und gerade das Unfertige und Skizzenhafte vieler Songs verrät mehr über das Seelenleben von Jolie Holland, als einem in manchen Momenten guttut. WINE DARK SEA ist sicherlich kein Album, bei dem man übermäßig gute Laune bekommt. Aber in einer Welt, die oft so vorhersehbar und durchformatiert erscheint, sind Songs wie „I Thought It Was The Moon“ oder „Palm Wine Drunkard“ schon eine mittlere Offenbarung, gerade weil sie die Fähigkeit zum Widerstand stärken.