Joshua Redman – Compass :: Jazz

Joshua Redman trägt auf der einen Seite als Sohn der Hardbop-Legende Dewey Redman einen großen Namen und ein ebenso großes Erbe. Andererseits ist der Junior längst aus dem Schatten seines Dads herausgetreten; inzwischen spielt Joshua Redman in einer eigenen Liga. Das Erstaunliche bei seiner Karriereplanung war und ist aber, dass Redman nicht einfach auf den Mainstream gesetzt hat, sondern ihn genauso neu erfunden hat wie die bisweilen knorrige Bop-Tradition. Seitdem gleicht kein Album dem anderen, bildet jedes eine avanciert gestaltete Visitenkarte dieses Allround-Musikers. Und so überrascht es wenig, dass Redman auf seiner neuesten Einspielung mehr als nur eine Wunderkerze zündet. Allein von der Besetzung ist er dafür in die Offensive gegangen, um spirituell und rhythmisch durchzustarten. Immerhin schmiedete er aus zwei Trio-Besetzungen schon mal ein doppelt besetztes Quintett – mit den beiden Bassisten Larry Grenadier und Reuben Rogers sowie den beiden Schlagzeugern Brian Blade und Gregory Hutchtnson. Diese Verdopplung des Rhythmusrückgrats erinnert natürlich ein wenig an die Pioniertage des Jazz und an das Double-Quartet von Ornette Coleman. Doch Joshua Redman ist nicht einfach ein Parodist. Mit seinem oftmals schneidenden Tenorsax-Sound erzeugt er Temperaturen, die unter die Haut fahren. Wie in „Identity Thief“, das dampfenden Avantgarde-Funk mit erodierendem Free-Style und deftigem Blues zusammenführt. Und während „Hitchhiker’s Guide“ zu einer quirligen Hymne an den Cool-Jazz wird, scheint in „Ghost“ tatsächlich ein gewisser John Coltrane hineingeschwebt zu sein. Das Alte im Neuen bewahren und befragen – dieses Motto befolgt zurzeit kein Zweiter so stilsicher und fantasievoll wie Joshua Redman. Und man muss es zugeben: Die Meriten seines Vaters Dewey hat er mal wieder mit links hinter sich gelassen.

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