Juan de Marcos‘ Afro Cuban All Stars – Distinto, Diferente

Distinto, Diferente

WORLD CIRCUIT/TIS/EASTWEST

Afro Cuban – das war in den 4Oer-Jahren Stilbeschreibung und Verheißung zugleich. Schwarze Jazzmusiker aus den USA waren auf der Suche nach ihren Roots. Mama Africa war weit, Kuba dagegen lag direkt vor der Haustür. Und dort gab es unverfälschte afrikanische Kultur im Überfluss: Stücke wie derYoruba-Chant“Warariansa“ zu Ehren einer Santeria-Gottheit. Der Titel ist Afrika in Reinform auf dem zweiten Album der Afro Cuban All Stars. Auch die bei Latin-Jazzern so beliebte „Descarga“, eine Instrumental-Jamsession über ein Mambo-artigesOstinato-Riff, findet sich wieder in dem Track „Gandingo, MondongoY Sandunga“. Die übrigen Stücke-darunter mehrere Hommagen an legendäre Gründerväter des Son Cubano wie Nino Rivera oder Nico Saquito – rekapitulieren das Afro-Cuban-Erbe von Dizzy Gillespie und Machito – eine Geschichte, die zum guten Teil von kubanischen Musikern in den USA geschrieben wurde, auch schon in den Jahrzehnten vor Fidel Castros Machtübernahme in Kuba. So bleibt es das Verdienst der Afro Cuban All Stars, die Big Band-Bläser kombiniert mit dem furiosen Latin-Percussion-Trommelfeuer heute wieder zurück nach Kuba zu bringen. Die Qualität der aktuellen Produktion steht dem hervorragenden Debüt-Album ATODA CUBA LE GUSTA in nichts nach, dennoch bleibt das ganze ein Retro-Unternehmen. Die letzten 25 Jahre Musikentwickung, die auf der isolierten Karibikinsel sehr wohl stattgefunden hat, werden völlig unterschlagen.