Judy Dyble & ­­Andy Lewis

Summer Dancing

Acid Jazz/Pias Coop/Rough Trade

Acid in der Ursuppe: Folk-Urgestein und britischer Produzent stricken die schönsten Psychedelic-Folk-Songs der Saison.

Was ist nur los mit den jungen Leuten? Statt den Aufstand zu proben, wollen sie klingen wie Joan Baez (Stimmt’s, Lucy Rose?) oder Bob Dylan (Gib’s zu, Trevor Sensor!), und zwar so unverwässert wie möglich. Da müssen erst Künstlerinnen wie Judy Dyble kommen, um den Youngsters in die Spießerparade zu fahren.

Die 68-jährige Britin sang Ende der 60er bei Fairport Convention, Schlüsselgruppe der britischen Folkbewegung, bevor sie Giles, Giles & Fripp beitrat, aus der später King Crimson hervorgingen. Als Dyble 2014 den Produzenten Andy Lewis kennenlernte, entschlossen sich die beiden, ein gemeinsames Album aufzunehmen. Und voilà: SUMMER DANCING ist das schönste Spätsommergeschenk für Blumenkinder mit Kitsch-Aversion geworden.

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Lewis und Dyble rühren psychoaktive Substanzen in die Folk-Ursuppe, bis alles verspult, entrückt und luzide klingt. Das herrlich träge „No Words“ könnte ein in der Schublade vergessener 60s-Liebling sein, in anderen Songs trifft klassischer Songwritersound so selbstverständlich auf Barpianosequenzen („Night Of A Thousand Hours“) oder Sampling („A Net Of Memories“), dass man vergisst, wer hier eigentlich den Folk zu erneuern hat: Die jungen Wilden oder Urgesteine wie Dyble?