Juliana Daugherty

Light

Western Vinyl/Cargo

Poesie innerer Abgründe: Minimalistisches, aber gefühlsstarkes Folk-Debüt.

Man ist sich natürlich immer selbst der oder die Nächste. Erstaunlich ist es trotzdem, was für eine zutiefst private Platte Juliana Daugherty in Zeiten der politischen Tumulte, die gerade durch die amerikanische Gesellschaft und viele hervorragende Popsongs fegen, gemacht hat: Den sozialen Problemen, die laut in den Nachrichten verhandelt werden, setzt sie oft im Verborgenen liegende mentale Probleme entgegen – und zwar ihre eigenen.

LIGHT ist eine schonungslose Platte über den Kampf gegen Depression, pochende Ängste und romantische Verirrungen, die ihren Titel aber ernst nimmt: Die Amerikanerin suhlt sich nicht im Unglück, ihr lyrischer Blick ist immer auf die dämmrige Hoffnung am Ende des Tunnels gerichtet. In zarten, kontemplativen Folksongs entspinnt sie ihre poetischen Innenansichten: „Curse all the light you see. Shots from the edge of some vast grief. I tried to find you there. I reach for your hand. I touch the air“, singt sie im Opener, „Player“. Zur gedämpften Akustik­gitarre federt ein Drum­computer, und irgendwo tief in der Songstruktur kann man atmosphärische Synthesizer erahnen. Ähnlich minimalistisch sind die Arrangements der ganzen Platte. Daughertys herzzerreißende Klagemelodien bleiben dafür umso mehr im Gedächtnis.

Klingt wie: Cat Power: You Are Free (2003) / Angel Olsen: Burn Your Fire for No Witness (2014) / Julie Byrne: Not Even Happiness (2017)