Junior Kimbrough – Most Things Haven’t Worked Out
Wer sagt da, daß heutzutage nur noch geschniegelte Blues-Laffen wie Robert Cray und B.B. King über die Bühne laufen, während der echte, erdig dreckige Blues ausgestorben ist? Das Fat Possum-Label zerrt Blues-Rabauken direkt von der Straße ins Studio, denen wegen ihrer ruppigen Riffs und kantigen Songs der große Erfolg wohl immer verwehrt bleiben wird. Und die sich gerade deswegen eine in der Blues-Szene leider viel zu seltene Ehrlichkeit bewahrt haben. Wie etwa der kürzlich verstorbene Junior Kimbrough, der sich bei seinen Akkordwechseln auf MOST THINGS HAVEN’T WORKED OUT, 5 Sterne, einen Dreck um Zwölftakt-Schemata kümmert und stilistisch traditionellen Delta-Blues aus seiner Gitarre rotzt – nur eben hart angezerrt und so ungebügelt, daß es eine wahre Pracht ist. Das ist die zeitgemäße 90er Variante einer jahrhundertealten Musiktradition! Fast acht Minuten hämmert er gnadenlos seine Verwünschung „Burn In Hell“, und bei Gott – man möchte wirklich nicht in der Haut des Verfluchten stecken. Wahrend bei Kimbrough die bis ins Letzte ausgereizten Wiederholungen ihre Trance-Wirkung nicht verfehlen, wirken sie bei seinem Kollegen R.L. Burnside auf TOO BAD JIM, 2 Sterne, zum Teil ermüdend. Der alte Mississippi-Blueser, der bei seinem berühmten Nachbarn Fred McDowell in die Lehre ging, imitiert meist nur die Licksvon John Lee Hooker und Muddy Waters. Ganz anders wieder Jelly Roll Kings: Er hat sich mit seiner Minimal-Besetzung (Gitarre, Fieps-Orgel und Drumkit) herrlich bissigem Chicago Blues verschrieben. Evergreens wie „Baby Please Don’t Go“oder“That’s Alright Mama“ interpretiert er auf seinem Album OFF YONDER WALL, 4 Sterne, kratzbürstig und mit naiver Leidenschaft: ein Blues-Lausbub, der noch Flausen im Kopf hat.
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