Elektro-Rock und -Pop. Das Debütalbum des Franzosen (kommt ein halbes Jahrzehnt zu spät).

Es gab Zeiten, in denen Musikzeitschriften sich in großen Geschichten über die Frage ausließen, ob ein Popmusiker mit 37 Jahren nicht zu alt für seinen Beruf sei. Dass Vincent Belorgey alias Kavinsky im reifen Alter von 37 sein Debütalbum vorlegt, sagt einiges aus über den Wandel der Popzeiten, aber auch über die Bedeutung des Formats Album in gewissen Bereichen der elektronischen Musik. Kavinsky ist seit sechs Jahren eine feste Größe im Ed-Banger-Universum, hat ein halbes Dutzend EPs/Singles veröffentlicht, Hunderte von Gigs hinter sich und durch seinen Beitrag „Nightcall“ (featuring Lovefoxxx am Mikrofon) zum Soundtrack von „Drive“ seinen Ruhm nicht unbedingt verkleinert. Ein Album wie OUTRUN, das macht man einfach mal, weil es sich so gehört. Natürlich darf man im Jahr zehn nach dem Beginn des Ed-Banger-Hypes und fünf Jahre nach der Mainstreamisierung des Elektro-Rock durch Justice fragen, wie zeitgemäß ein Album wie OUTRUN eigentlich ist. Kavinsky spielt filterhousig angehauchten Prog-Metal-Pomp – „First Blood“ klingt wie eine Mischung aus Meat Loaf, Europe und Journey –, wir hören Synthesizer-Melodien, die klingen wie Gitarrensoli von Yngwie Malmsteen, verlangsamte Vocoderstimmen und Referenzen an den Elektropop der 80er-Jahre, die durch den Ed-Banger-Wolf gedreht werden. Das kann man sehr gut scheiße finden. Man kann es aber auch so sehen: In Zeiten der sich überschlagenden/überlappenden Revivals legt Kavinsky mit seinem späten Debüt den Grundstein für das Ed-Banger-Revival.