Keith Jarrett – Vienna Concert

Unmittelbar nach seinen Schostakowitsch-Einspielungen setzt der wichtigste Jazzpianist der letzten 20 Jahre mal wieder an zum improvisierten Höhenflug. Sparsamst ausgestattet seine Startbahn: ein „E“, ein „D“, ein „C“. Was Jarrett dazu einfällt, klingt eher vertraut denn inspiriert. Das Abheben gelingt ihm erst nach Abstechern ins Impressionistische und in banales Pathos — freie Tonkaskaden, die seine Selbsteinschätzung („die Flamme, statt nur Funken wie bisher“) rechtfertigen. Part One endet in der Harmonik von Lennons „Imagine“. Part Two klingt in seiner ostinativen Einfalt auch eher nach Formtief, doch kein Wiener mag sich danach dem rauschenden Beifall verweigern — für Fünkchen im Vergleich zu den Flammen, wie sie vor allem 1973 in „Bremen Lausanne“ aufloderten …