Keith Richards :: Life
Weckt überraschende Sympathien für Mick Jagger.
Als Keef vom Heroin runter ist (so ungefähr auf Seite 570), beschließt er, sich jetzt auch mal wieder um die Geschäfte der Band zu kümmern. Dass sich Mick Jaggers Begeisterung darüber eher in Grenzen hielt − wer will es ihm verdenken, nach all den Jahren, in denen er an einen Junkie gekettet war, den nur dessen Sohn aus seinem Dämmer zu wecken wagte, schließlich hatte er eine Kanone im Bett. Kein Wunder also, dass Mick ab den Siebzigern andere Gesprächspartner suchte, was ihm von Keith Richards als eine Sucht nach Schmeichelei ausgelegt und mit einer seitenlangen Tirade gedankt wird, in dem die Penisgröße nur ein kleines Detail ist. Aber natürlich ist die Autobiografie des Rolling-Stones-Gitarristen tatsächlich großartig, weil sich Richards darin selbst eben genauso wenig schont und weil er nebenbei einige brauchbare Rezepte mitteilt: für Würstchen mit Kartoffelbrei, offene Gitarrenstimmungen und das Überleben mit sehr vielen Drogen. Dieses Buch abzulehnen hieße, den Rock’n’Roll zu hassen − auch wenn Richards‘ ewige Blues-Bekennerschaft mittlerweile etwas trutschig wirkt.
Felix Bayer
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