Keren Ann – Nolita
Sie ist Kosmopolitin, schon vom israelischindonesisch-niederländisch-russischen Elternhaus her. Und sie wehrt sich nach Kräften, wenn man sie in die Kommoden-Schublade (antik!) stupsen möchte, Ordnung halten will in seiner Vorstellungswelt vom Pop. Ihr fünftes Album (das mit dem Bardi Johannsson mitgezählt) sendet jedoch zuerst ganz andere musikalische Zeichen: Die beiden erwartungsgemäß äußerst sanftmütigen Stücke zum Einstieg, „Que N’ai-Je?“ und „L’Onde Amere“. dienen jenen als gute Argumente, die unterstrichen wissen wollen, daß der Nouvelle Chanson weit weniger ein Hype ist als ein Sammelbegriff für hörenswerte bis sehr gute Unterhaltungs- und Untermalungsmusik aus Frankreich, die am Chanson. Folk und Frankopop entlang einen eigenen IPark-IWeg geht. Keren Ann verläßt dann aber spätestens mit „Midi Dans Le Salon De La Duchesse“ diesen Pfad, macht das Tor weit und läßt einen leichten Blues herein, einen, der springt und federt. Betörend ist das, und all die anderen Lieder auch, weil Keren Ann Zeidel neben schlichtem, wirksamen Songwriting jene Kunst des Arrangierens beherrscht, welche die unermüdliche Liebe fürs Detail ebenso zeigt wie die Selbstbeschränkungen einer Künstlerin, die weiß, was ein Lied braucht und was nicht. Meist brauchen die zehn Songs sehr wenig, und dank dessen ist auf nolita jedes Instrument präsent wie Baum und Blume und Schatten und Hund und Sonnenstrahl. Dazwischen ist viel Luft, und da ist Keren Anns Stimme, die sich oft nicht über ein Hauchen erhebt. Das ist keine Masche. Die Künstlerin achtet das Lied, sie achtet die Stille. So erwachsen Platten, die keinen Trend brauchen. Und schon lange keinen Biotay mehr. VÖ: 12.9.
www.kerenann.com
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