Kim Wilde – Catch As Catch Can
Keine Überraschungen vom Wilde-Clan. „Love Blonde“ hat keineswegs eine neue Richtung eingeleitet, sondern war lediglich eine kleine Abweichung vom Pfad breitwandig produzierter Synthi-Epen.
Aber in seinem Genre ist das Songwriter-Team Marty/Ricky Wilde, der Produzent Ricky und die Sängerin Kim absolut sicher und unschlagbar. Mächtig tönen die Klangbilder, gnadenlos peitscht der Elektro-Rhythmus durch die dramatischen Songs. Leidenschaftlich, aber dennoch kühl bietet Kim den von ihr bekannten, oft widersprüchlichen Cocktail der Temperamente.
An Ausstrahlung hat sie nichts verloren. Im Gegenteil: Immer wenn man denken könnte, hier habe sich Bruder Ricky zu sehr auf Bewährtes, Bekanntes verlassen, kompensiert sie den Mangel durch vokale Überraschungen.
Die Grundstimmung von CATCH AS CATCH CAN ist die beschlagener Scheiben und fallender Blätter, das Übergewicht der Moll- über die Dur-Akkorde ist krasser als bei SE-LECT, nur“.Love Blonde“ fällt als stilistischer Seitensprung heraus, eingebettet zwischen die Superopern „Stay Awhile“ und „Dream Sequence“: ein paar mehr Songs dieser Stimmungslage wären vielleicht nicht verkehrt gewesen.
War Kim Wilde früher oft mit Deborah Harry verglichen worden, steht sie heute eher in der Nähe der Abba-Balladen, auch wenn Rickys Kompositionen verhakter und abwechslungsreicher sind. Aber Kitsch war in der Popmusik noch nie ein Fehler – und wenn irgend jemand heute Sentimentalität in so massierter Form überzeugend verkaufen kann, dann Kim Wilde.
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