Kings Of Leon :: Come Around Sundown

RCA/Sony Music

Gebremster Southernrock, den der Volksmund nur allzu gerne mitsingen wird. Sie nennen es Tradition.

Müßiggang ist nicht aller Laster Anfang, sondern etwas Gutes. Stumpfes Geschufte und blanker Eifer im volkswirtschaftlichen, christlichen, sozialen oder gar liberalen Sinne als wichtigsten Lebensinhalt zu preisen, ist hingegen vor allem das: eine Beschäftigungstherapie fürs Volk. Solche Arbeit macht unfrei, nicht zuletzt davon, sich den Dingen zu widmen, die einer gewissen Muse bedürfen. Den mehrdeutigen, den schillernden Dingen. Die Kings Of Leon stellen wir uns als eine Band vor, die sich ihren Müßiggang hart verdient hat. Sie hat zehn Jahre lang durchgerockt, und die Leute machen spätestens seit only by the night (2008) einen Aufstand um die Band aus Nashville wie um keine andere, die als eines von vielen Indierockmodellen des neuen Jahrtausends in Serie ging. Erst so hungrig, auf die Welt, Drogen, Mädchen etc., doch jetzt sind sie erst einmal satt. Hocken auf der Veranda, das eroberte Mannequin im Arm, ein bisschen auf streunende Nager ballern. Sie träumen und erfüllen sich amerikanische Siedlerträume. Und zu diesem Sättigungsgefühl haben die Southernrocker nun die passende Platte aufgenommen. Eine fast ganz ohne Hörner, weil die haben sie sich abgestoßen. Das könnten jene, denen vor allem der Wir-pinkeln-grundsätzlich-im-Stehen-Gestus und Du-willst-es-doch-auch-Sexismus der Kings Of Leon zuwider ist, sogar begrüßen. Aber den starken Mann tragen sie ja trotzdem weiter in sich herum. Der spaltet immer weiter Scheit für Scheit, schießt den Rammler und rammelt bis zum Schuss und kommt und will nicht weg von seinem Eifer und Geschufte, das er seine Tradition nennt. Das Problem der Kings Of Leon und das Problem mit ihrem fünften Albums ist genau das: Wenn die Followill-Mischpoke zur Ruhe kommt, kommt erst einmal nicht mehr viel. In Calebs prächtigem Gemecker hat die Leidenschaft zwar trotz manch emotionalen Unsinns, den er da von hinterm Wald her ruft, schon vor langer Zeit einen festen Wohnsitz eingerichtet. Abgesehen davon treiben der sehr potente Bass und das polternde Schlagzeug aber vor allem (auch einige ziemlich hübsche) Bluesrockklischees, Gitarrensoundeffekte und einigen donnernden Rockkitsch vor sich her. Müßiggang ist manchmal eben schon aller Lastwagenfahrerlieder Anfang.

Artverwandtes: Eddie Money Eddie Money (1977) U2 Rattle And Hum (1988)

www.kingsofleon.com

ME-Gespräch S. 56