Jesus Christus, Erlöser

BEAR FAMILV RECORDS BCD 16042 BC

Klaus Kinski – Deutschlands einziges Schauspieler-Genie von internationalem Rang. Der 1926 in Polen geborene Nikolausz Günther Nakszynski pflegte zeitlebens sein Image als zügelloser Egomane. Für die Kritiker in der Ära des Wirtschaftswunders war er eine Skandalnudel, ein Bessessener oder einfach der Bösewicht vom Dienst. Dabei war der Mime in seiner libertinaren Gesinnung einfach seiner Zeit voraus. Die Typisierung in zumeist zwielichtige Charaktere verschafften dem Einzelgänger Anfang der 6oer-Jahre den Durchbruch als Filmschauspieler. Bis zu seinem Tod 1991 gab Kinski in internationalen Großproduktionen (u.a.“Dr. Schiwago“, „Nachtblende“) und mehrmals unter Werner Herzogs Regie eindrucksvolle Kostproben seines Talents. 1971 entschloss sich der damals 45-Jährige mit seiner legendären One-Man-Show JESUS CHRISTUS, ERLÖSER auf hiesige Bühnen zu gehen. Kinskis Versuch, das Neue Testament im zeitgemäßen Gewand zu interpretieren, war Jahre zuvor an bornierten Kultur-Politikern und am Veto der Kirche gescheitert. Doch nun schien die Zeit reif. Nach 1968 gab es keine Tabus mehr. Am 20. November 1971 ging in der Berliner Deutschlandhalle das Spektakel über die Bühne. Kinski erzählte die Story vom verfemten Nazarener wie einen aktuellen Nachrichtenreport zur Baader-Meinhof-Fahndung. Er sprach, heulte, keifte und flüsterte den Fundamentalismus den Dreieinhalbtausend im Saal entgegen – nicht alle davon waren Anhänger des zügellosen Mimen. Es kam, wie es kommen musste: Einige Randalierer störten die Aufführung und brachten Kinski in Rage:“Scheißgesindel!“ und „Halt’s Maul, Du dumme Sau!“, entgegnete der Streitbare wutenbrannt und verließ mehrmals die Bühne, doch kam er-ganz Diva -immer wieder zurück. Das medienwirksame Spektakel war Wasser auf die Mühlen der Skandalpresse . Denn im Jahre Drei nach ’68 hatten noch immer die Scheinheiligen das Sagen. Der Ausgestoßene zog sich zurück und sollte fortan nur noch in TV-Talk-Shows randalieren. Erstmals liegt dieses Tondokument nun als Doppel-CD vor mit einem umfangreichen Booklet von Volker Kühn, der bei der Show selbst anwesend war.