Kraftwerk

Minimum-Maximum

Die Greatest-Laptop-Hits live der Techno Pop-Legenden auf zwei CDs oder wahlweise vier LPs.

Man kann sich das gut vorstellen: wie Ralf Hütter sich die letzten paar Monate im Kling-Klang-Studio in Düsseldorf die Nächte um die Ohren geschlagen hat, wie er am Computer sitzt mit geröteten Augen, neben sich Eimer voller Kaffee, und die Aufnahmen der Kraftwerk-Welttournee 2004 durchhört, um die „besten“ für ein Live-Album zusammenzustellen. Wie er darüber grübelt, ob die Aufnahme von „Trans Europa Express“ aus dem „Sala Kongresowa“ in Warschau wohl besser gelungen ist als die aus dem „Warfield Theatre“ in San Francisco oder die aus der „Muffathalle“ in München. Nein, die beste muß die aus der „Olimpiska Hai“ in Riga gewesen sein, denn die hat es auf Minimum-Maximum geschafft, auf das erste offizielle Live-Album in der 35jährigen Geschichte von Kraftwerk. Jetzt sind wir mal milde und fragen gar nicht nach dem Sinn eines Live-Albums einer Band, bei der der überwiegende Teil der Musik aus dem Laptop kommt, obwohl Hütter – natürlich – betont, daß „die Maschinen “ Kraftwerk genügend Freiraum zur Improvisation lassen würden. Freuen wir uns lieber, daß wir mit Minimum-Maximum das erste Best-Of-Album von Kraftwerk hören, wenn wir die dezent eingestreuten Beifallsbekundungen des Publikums überhören. Tatsache ist, daß die Tournee 2004, die dieser Doppel-CD (auch als SACD und Vierer-Vinyl-Box zu haben) zugrunde liegt, von Songauswahl, Arrangement und Soundästhetik her die wahrscheinlich besten Kraftwerk aller Zeiten durch die Welt geführt hat. Durch Städte wie Warschau, Ljubljana, Riga, Moskau. Tallin, Berlin, London. San Francisco und Tokio, deren Namen – um den kosmopoliten Anspruch Kraftwerks ganz beiläufig (allen zu lassen auf dem Albumcover penibelst dem jeweiligen Track zugeordnet werden. 23 Tracks, alles dabei.“.Autobahn“,“.Computerwelt‘, „Das Model“, „Die Mensch-Maschine“, sieben (!) Stücke vom letztjährigen Album Tour De France Soundtracks. Schön zu hören, daß Kraftwerk bei ihren alten Songs den Balanceakt zwischen der Tradition, der Wiedererkennbarkeit und dem soundästhetischen Update, der ihnen so sehr am Herzen liegt, mit Bravour schaffen. Das war auch schon mal anders. In den 90er Jahren, als Klassiker wie „Nummern“ und „Computerwelt“, die auf Minimum-Maximum in ihren definitiven Versionen zu hören sind, in den Live-Arrangements von dumpfen Beats ihrer Magie beraubt wurden.

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