Kreisky – Kreisky
Die vier Wahlwiener haben ihre Band und ihr Debütalbum nach dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky benannt. Sie wollen aber keine ernsthafte Politkapelle und auch nicht als post-ironisch gelten, schreiben sie zumindest auf ihrer Homepage. Andererseits sind die Musik und die Texte von Kreisky zu unangepasst, roh und kritisch, um einfach „nur Band“ sein zu wollen. Wenn überhaupt, dann dürfte wohl nur „Wo Women ist,da ist auch cry“ als massentauglicher Hit gesehen werden. Damit waren Kreisky fast ganz oben in den österreichischen Indie-Charts, der Titel des Songs (eine Parodie von Bob Marleys „No Woman NoCry“) kam sicher gut an und den Rest erledigte ein einigermaßen eingängiger Refrain. Eigentlich kein gutes Beispiel für die Band. DasCover-Artwork beschreibt Kreisky treffender. Vier Jungs kopfüber im Quadrat, nichts Besonderes. Wird das Bild um 180 Grad gedreht, merkt man, das Augen- und Mundpartien auf dem Kopf standen – ein einfacher Trick, der eine explizit hässliche und widerliche Wirkung hat. Damit wären wir auch schon beim Thema: Es geht Kreisky um menschliche Abgründe; selten standen „Volksschule und Sadomasoclub“ so nah beisammen wie im Song „Verschollen in Europa“. Oder die Ex-Freundin wird hämisch besungen, weil es von ihr ein „privates“ Home-Video gibt. Der Text ist eigentlich zu nah dran an der Realität, ist zynisch, wütend und wird mit Aggression aus der Stimmevon Franz Adrian Wenzel geformt. Die Musik von Kreisky ist dabei stets übertrieben, drängend, wie ein Krimineller, der Angst vor seinen Häschern hat. Was hinter den Texten steht, bleibt in morbider Dunkelheit verborgen, solange bis man sich aufmerksam mit jeder Zeile beschäftigt. Das flaue Gefühl in der Magengegend stellt sich dann von ganz alleine ein. Wo ist nur das Cover hin?
www.kreisky.net
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