Kurt Cobain und Nirvana Chronik von Carrie Borzilio-Vrenna

Man verkneift sich Scherze dieser Art besser, aber es geht nicht anders: Wer einen solchen Namen trägt, sollte eigentlich auch für seinen Buchtitel einen Bindestrich übrighaben laber, herrje, das Original heißt „Eyewitness Kurt Cobain The Nirvana Years , das ist noch schlimmer). „Tagebuch einer Karriere“ lautet der bescheidene Untertiteides doppeldachschindelgroßen Buchs, und das ist es – aber zum Glück nicht nur: Das vor gut vier Jahren in den USA erstmals erschienene Diarium, das Fakten, Anekdoten und manch trivialen Eintrag (etwa die jährliche Wiederholung von Geburtstagen; na gut: das schafft Atmosphäre] enthält, ist in der Neuausgabe dekoriert mit Unmengen von Bildern, die man zum Glück noch nicht alle schon hundertmal gesehen hat; und es fängt nicht mit der Gründung der Band an, sondern umfasst wenigstens kursorisch (und bildlich] auch die Jahre von 1965 (Geburt von Krist Novoselic und, freilich: Courtney Love] bis 1986. Stolz (und. wenn man das sagen darf, ein bisschen arg schwellbrüstig] weist Carrie Borzillo-Vrenna im Vorwort darauf hin, „neue Interviews mit Wnfundfünzig Personen“ geführt zu haben – wirklich neue, gar sensationelle Erkenntnisse kann das Buch nicht bieten, denn es ist, wie gesagt, selber nicht mehr neu, und Nirvanas Karriere ist, soweit man das heute beurteilen kann, nun wirklich bis ins Detail durchleuchtet und die Geschichte so oft erzählt worden, dass es nur noch darauf ankommen kann, sie mal ein bisschen anders zu erzählen, Die Autorin lässt also ein paar Aspekte weg (besonders was die letzten Tage angeht, dies allerdings wohl wiederum auch durch das Alter des Textes bedingt], schmückt ein paar aus [besonders Berichte über Konzerte und das Drumherum], zitiert manches etwas anders als die anderen und schafft es insgesamt, einen recht stringenten. detaillierten und schlüssigen, auch spannenden Durchlauf durch die schlimmen, großen, wilden und traurigen Jahre einer der größten Bands der 90er zu vermitteln. Einziges Manko ist, wieder mal, die Sprache: Die Übersetzung ist steif bis gestelzt, ungeschickt bis schlimmstenfalls verwirrend und über längere Passagen nicht wirklich lesbar, zumindest nicht mit ISprach-IFreude. Das liegt sicherlich auch an dem Bemühen, möglichst nahe am Original zu bleiben. In einem solchen Fall wünschte man sich, die aus dem Verlagswesen leider weitgehend verschwundene Institution des Lektorats würde wiederbelebt. Oder man greift zum Original.