Kurt & Courtney

Der britische Dokumentarfilrner Nick Broomfield ist eine menschliche Klette, ein Blutegel, der so lange nicht lockerläßt, bis die Ziele seiner filmischen Detektivarbeit sich ihm entweder öffnen oder ihn körperlich und verbal attackieren. Beides macht sich gut auf der Leinwand. Wenn er, wie in seinem Film über Heidi Fleiss und ihren Callgirl-Ring, in die Halbwelt eintaucht, gewährt er nicht selten faszinierende Einblicke in ungekannte Welten. Bei KURT & COURTNEY will die Broomfield-Magie aber nicht so recht zünden, auch wenn das Tamtam um das Porträt der Beziehung zwischen Kurt Cobain und Courtney Love die Erwartungen hochgeschraubt hat: Da versuchte die aufgebrachte Witwe vergeblich, die Premiere beim letzten Sundance Festival zu verhindern, weil Broomfield angeblich Beweise gefunden hatte, daß Love ihren Ehemann in den Selbstmord trieb. Dann setzte sie alles daran, ein Kino in San Francisco zu ruinieren, das den Film trotz gerichtlicher Verfügung zeigte. Paßt wunderbar zum Tenor des Films, der die Hole-Frontfrau in einem wenig schmeichelnden Licht als mißgünstige Manipulatorin malt. Nur: Diese Erkenntnis ist wahrlich nicht neu. Und was die Mordbeweise angeht: Einzelne Interviewte äußern diese Ansicht, aber selbst Broomfield muß im Film zugeben, daß die Vermutung auf ziemlich wackeligen Beinen steht. Viel heiße Luft um nicht allzu viel also. Seltene Aufnahmen von Kurt Cobain und ein Hauch von Philip Marlowe machen KURT & COURTNEY sehenswert, wirklich prickelnd ist er allerdings nicht.