Kurz & Live
Duran Duran – München, Olympiahalle
Le Bon, Rhodes und die drei Taylors waren Milte der 80er die größte Popkapelle der Welt – Playboys, die der Musik, die vom New Wave kam, ordentlich Pathos und aufgesetzte Exotik verpaßten. Der Pathos und die Exotik sind dank Sampler und Backing-Soulröhre noch da; aberwer hat diesem Traum vom eitlen Pop alles Charisma geklaut? Duran Duran stehen in etwas Geflacker in der nicht einmal halb gefüllten Sporthalle und wollen nicht funkeln. Kein Hit fehlt, Simon trifft auch einigermaßen die gewagten Töne und beendet jede Pirouette auf zwei Füßen, Bastardpop-Fade-Ins in „Groove Is In The Heart“ und „I Feel Love“ verraten sogar Witz. Den Rest hätte eine ordentliche Coverband aber auch hinbekommen. Tarne Boys!
Antony & The Johnsons – Hamburg, Thalia Theater
Ich bin etwas zu spät, ein Platzanweiser schiebt mich in eine Loge, der Saal ist zu. Bald erfüllt mich tiefe Dankbarkeit – in der Loge sieht keiner, wie ich ungehemmt losflenne. Antony sitzt am Flügel, fünf Freunde [„Wir sind Quäker, da sind alle Menschen deine Freunde“), sagt er später augenzwinkerndl begleiten ihn an Cello, Gitarre, Violine und Baß, und dieses Konzert ist so bewegend, daß ich keinen Gedanken daran verschwende, mich später neu schminken zu müssen. Antony bringt mit seinem Charme den ganzen Saal zum Summen und macht dieses unglaubliche Ding mit seiner Stimme, die sucht, fordert, lockt und sehnt. Hinterher bin ich völlig fertig. Das schönste Konzert des Jahres nach Rufus Wainwright.
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