Lake – No time for heroes
Wohl kaum eine andere deutsche Rockband hat so an ihrer Vergangenheit zu knabbern gehabt wie das Hamburger Quintett. Mit ihrem Debüt LAKE rissen sie 1977 die erste Erfolgs-Bresche für deutschen Rock im Ausland.
Dann ging’s bergab. Der Erstlings-Standard konnte nicht gehalten werden, innerer Zwist führte zu inflationärer Umbesetzung – und in den letzten drei Jahren war von Lake absolut nix Neues zu vermelden. Der Fünfer bemühte sich um einen neuen Vertrag, zwecks Existenzsicherung jobbte man für andere, nur live lief’s noch unter dem Namen Lake.
NO TIME FOR HEROES bleibt dem professionellen Sound von früher treu. Lake stürzen sich nicht ins modische Synthi-Abenteuer, breaken nirgends und rappen nicht – Okay, in der Parodie „Scotsman“ übt der schottische Sänger Jim Hopkins schon mal den Schotten-Rap, doch das ist nur als Gag zu verstehen.
Ambitionen und Ehrgeiz zeigen Achim Oppermann, Bernd Gärtig, Dieter Ahrendt, Thomas Bauer, Jo Käppi und Jim Hopkins-Harrison in den anderen Songs. Da ist Melodie und Harmonie Trumpf, Jimmy Hopkins hat sein Organ nach Zeiten der Rücksichtslosigkeit stabilisiert, die beiden Gitarren heulen und fliegen, die Rhythmusmaschine dampft im alten Takt.
Mit einigen bestechenden Saxofon-Einlagen setzt Thoms Bauer unüberhörbare Lake-Neuerungen. „Lady Divine“ hat einen flotten Gang, „Jonny Don’t Go“ besitzt Spritzigkeit und ein prägnantes Sax-Solo. „Lorraine“ gitarrenlastige Rock-Power und „Never Say Never“ überzeugt mit charmantem Pianospiel. Die Platte reißt nicht in neuartige Hör-Abenteuer, unterhält aber mit vertrauten Lake-Ohrwürmern.
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