Lambchop :: No such silence – Live at the AB in Brussels

Pop in Zeitlupe, magische Momente inklusive.

Das Intro nervt. Eine schwebende Tonsequenz aus Keyboard, Loop und Feedback-mit lähmend langsamen Notenfolgen. Für Lambchop braucht man Zeit. Doch als die Gitarre endlich erlösend einsetzt, erhält alles einen Sinn. Musik erstrahlt in schlichter Schönheit, sowie William Tylerdie Noten ins Griffbrett massiert. Der Gitarrist mit dem Babyface hat schon auf dem letzten Lambchop-Album DAMAGED eine tragende Rolle gespielt. Dann kommt der Boss auf die Bühne. Wagner, der komische Kauz. Ein Cowboy mit Kultur. Stil, Klasse. Natürlich mit obligatorischer Basecap irgendeiner amerikanischen Tierfuttermittelkooperative. Immerhin trägt er heute ein weißes Hemd und Sakko, als ob er ahnt, dass diese Performance in manchen Momenten magisch sein wird. Leise sind seine Lieder, mit Spurenelementen aus Folk, Jazz und Pop, zu denen Attribute wie sinnlich, melancholisch,anrührend und bezaubernd passen. Die Performance gleicht einer Theaterinszenierung, erinnert an Filmmusik-die man ja tatsächlich bereits für Murnaus „Sonnenaufgang“ beim Filmfest in San Francisco live vorgetragen hat. Wagners Liebe für Klangfülle betonen an diesem Abend die Streicher des Dafo-Quartetts (die auch solo agieren, wie auch das Support-Trio Hands Off Cuba). All das verstärkt Wagners fein gezeichnete Bilder, die klugen Metaphern und traurigen Geschichten. Besser als mit 22 (!) Kameras und Split-Screen-Einstellungen kann man diese „blaue Stunde“ nicht einfangen. Was man sonst noch wissen muss, erklärt der Mann mit der Basecap in einer liebevollen Doku in den Bonusfeatures.