Lambchop
OH (Ohio)
Universal VÖ: 26.09.2008
AW C’MON/NO YOU C’MON – so heiter schon allein der dialogische Titel der vorletzten Lambchop-Platte war, so titeltreu düsterlich kam danach das krankheitsbedingt trübsinnige DAMAGED daher. Hier war alles Introspektion und Melancholie und Auswegslosigkeit, was Kurt Wagner ohnehin immer ganz gut zupass kam. Er ist einer der wenigen Sänger, bei denen es ein Genuss ist, ihnen beim Ausatmen und Schmatzen beim Luftholen zuzuhören. Seine Stimme, ein heiseres Gehauche um die Pausen herum, die lässigen Leerstellen, die bei Lambchop so wichtig sind.Bei OH (OHIO) nun macht er weiter, wo er bei IS A WOMAN aufgehört hatte: Elegantes, subtiles Songwriting in nächster Nachbarschaft zum Stillstand. Wobei es gerade für eine Band aus Nashville schon eine Leistung ist, sich keinen einzigen Takt lang auf die ausgetrampelten Pfade öder Country-Plattitüden locken zu lassen. Akustische Gitarren, Piano, Bass und ein Schlagzeuger mit Samthandschuhen, mehr braucht es hier eigentlich nicht zur Glückseligkeit; wenn dann aber noch, wie in „Slipped Dissolved And Loosed“, sparsame Bläser einsetzen: Ekstase.Tatsächlich ist es immer wieder ein Erlebnis, wie ökonomisch Lambchop ihre kleinen Trauerspiele und Kurzgeschichten arrangieren. „Close Up And Personal“ heißt hier ein Song, und er steht programmatisch für den intimen Ansatz, der noch alle Lambchop-Platten auszeichnete. Wäre Wagner ein Schauspieler, das „method acting“ müsste sein Metier sein. Wäre er Maler, dann Pointillist, ein pastellener Hintupfer vor dem Herren. In Songs wie „I’m Thinking Of A Number“ wird die hypnotische Wirkung besonders fühlbar, die sich aus dem aufreizend zeitlupenhaften Entfalten origineller Songideen ergibt. Der Bürgerechtler kommt in „Sharing A Gibson With Martin Luther King Jr.“ nur am Rande vor, wie überhaupt alles, die ganze Welt hier nur am Rande vorkommt. Und so rätselhaft es sein mag, warum Wagner mit „Of Raymond McGinley“ dem Gitarristen von Teenage Fanclub ein stimmungsvolles Denkmal setzt – es klingt bezaubernd und berauschend und wird daher schon seine Richtigkeit haben. Zwar könnte man nun beklagen, dass sich OH (OHIO) künstlerisch nicht wirklich von IS A WOMAN oder NIXON absetzen kann; dann aber hätte man halt einfach nicht verstanden, dass das maximal minimale Variieren ihr eigentlicher Antrieb ist. Es wird Herbst, Leute, und im Herbst kann uns eigentlich nichts Besseres passieren als ein neues, noch zu entdeckendes Lambchop-Album.