Larry Gus

I Need New Eyes

DFA/[PIAS] Cooperative/Rough Trade VÖ: 2. Oktober 2015

Anything goes: Der Grieche verwurstet auf seinem neuen Album alles, was die populäre Musik hergibt.

Die ursprünglichen Parameter für die Zugehörigkeit zur DFA-Familie hat James Murphys Label mittlerweile selbst abgeschafft. Es darf nicht nur Disco-Punk und klassischer House im Portfolio der New Yorker sein, es ist auch Platz für Post-Punk (Prinzhorn Dance School), Crooner-Elektro-Pop (Dan Bodan) und Outsider-Music (Slim Twig). Und eben auch für einen wie Larry Gus, der jetzt sein zweites Album bei DFA veröffentlicht.

Pananagiotis Melidis, wie der Grieche im richtigen Leben heißt, ist ein stilistischer Freidenker, der ähnlich wie Slim Twig, aber nicht ganz so radikal, sein eigenes Süppchen kocht, das die Mehrheit, die an Convenience-Küche gewohnten Junk-Hörer, als zu kulinarisch bewerten und angewidert zur Seite schieben dürfte.

In der Tradition des anything goes verwurstet Larry Gus auf I NEED NEW EYES alles, was die populäre Musik hergibt und entlarvt sie dabei als gigantische Spielwiese, auf der die Bausteine nach Belieben zusammengesetzt werden können. Analog-Synth-Gequacker zum Beat aus der Blechdose. Ein Dream-Popper mit arabischen Folklore-Elementen. Funk mit Fake-Reggae-Einschlag. Strukturelle Achterbahnfahrten, tribale Kinderchöre, Orgeleien von Sun-Ra-Qualität. Manchmal kommt bei diesen Dekonstruktionen auch ein Popsong wie „A Set Of Replies“ heraus, in dem Larry Gus mit einem Bowie-Bariton zur windschiefen Kinderlied-Begleitung singt.