Leon Russell – Americana

Der heute 36jähnge Leon Rüssel hat eine bewegte Vergangenheit. In Joe Cockers Band war er Arrangeur, beim Konzert für Bangla Desh brillierte er als Multiinstrumentalist neben Harrison und Dylan. Nur: seine eigenen Platten gerieten ihm immer eine Nummer kleiner als seine Arbeit für andere. Musikalisch bewegte sich Leon Russell oft in Extremen. Und auf der Suche nach seinem persönlichen Stil fiel er oft auf die Nase. Er bastelte immer wieder an der musikalischen Identität von anderen; seine eigene fand er nie.

Auch sein neues Album ist mit Vorsicht zu genießen. Gleich am Anfang gibt es einen kleinen Jazz-Rock-Ausrutscher, dem die Bläser von Chicago ihren Stempel aufsetzen. Der Rest bewegt sich von verhaltenem Rock über Blues bis in die Soul-Abteilung. Der Soul-Klassiker „When A Man Loves A Woman“ klingt wie eine Verlegenheitsgeste. Leon fehlt dermarkante Ausdruck der Stimme. Zu viele Stücke hören sich allzu bekannt an, sind zum Teil schamlose Kopien abgelatschter Riffs und Breaks. Und in Kim Fowley, dem kürzlich die Runaways davongelaufen sind, hat er offensichtlich auch nicht den richtigen Partner erwischt. (Fowley zeichnet bei sieben der zehn Songs als Co-Autor). Eigentlich schade, daß bei wirklich großartigen Musikern wie Leon Russell immer noch der richtige Partner und Produzent fehlt, der dem durchaus talentierten Leon den richtigen Weg zeigt. Denn das was Leon zuweilen an Arrangements auf die Beine gestellt hat, kann sich hören lassen. Wenn im Studio noch ein Sklaventreiber mit Peitsche gestanden hätte, dann wäre die Platte sogar ganz ordentlich. Doch so fehlt die Energie, klingt alles ein bißchen abgeschlafft.