Leonhard Cohen – Death Of A Ladies‘ Man
Als vor über drei Jahren seine LP „New Skin For The Old Ceremony“ erschien, ließ der kanadische Schriftsteller mit der verbrauchten Bluesstimme die Presse wissen, daß dies sein letztes Album sei. Nun aber liegt „Death Of A Ladies‘ Man“ vor, und man hört einen neuen Leonhard Cohen. Der Produzent dieser LP nämlich ist Phil Spector, selbst eine Legende, seit er den „Righteous Brothers“ ihr unsterbliches „You’ve Lost That Lovin‘ Feeling“ maßschneiderte. Spector hat diesem Album seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt: ausufernde Bläserund Geigenarrangements und dutzendfach abgemischte Chorbegleitung im Hintergrund. Dieser stellenweise auf Big Band-Umfang anschwellende Spector-Sound vermählt sich auf merkwürdige Weise mit Cohens morbider Romantik. „Memories“ und „I left A Woman Waiting“ bekommen zum Beispiel durch das melancholisch-seufzende Arrangement von Spector eine Schwere und Tiefe, die den Texten eigentüch abgeht.
Darüberhinaus setz t sich Cohen nicht zum ersten Mal dem Vorwurf aus, bewußt schwarze Lyrik für „Möchtegern-Selbstmörder“ auf das publikumswirksame Medium Schallplatte zu bringen. Auch diesmal gruppiert er Symbole der Hoffnungs- und Beziehungslosigkeit um teils surrealistische, teils aufdringlich erotische Szenen. Schlüssellochperspektiven eröffnen sich bereitwillig bei „Paper Thin Hotel“ und „Memories“. Pornographisch vom Titel und aufreizend trivial vom Inhalt her ist „Don’t Go Home With Your Hard-On“, eine Massagesalon-Geschichte. Betulich auf Kultur getrimmte Sexoffenbarungen sind indessen nicht Cohens Erfindung. Seit Updikes „Ehepaaren“ und Erica Jongs „Angst vorm Fliegen“ gehörten derlei literarische Fingerübungen zum Bewältigungsapparat der Midlife Crisis unter US-Intellektuellen. „Death Of A Ladies‘ Man“ meint deshalb wohl nicht den physischen Tod des Damenlieblings, sondern wohl nur das erotische Hinscheiden, die Impotenz. Darum wirkt, mit Verlaub, diese Platte so abgeschlafft.