Let’s Eat Grandma

I, Gemini

Transgressive/[PIAS] Coop/ Rough Trade

Mit Grusel-Seemannsjazz gibt das blutjunge britische Duo eine spektakuläre Visitenkarte ab.

Rosa Walton ist 16 und Jenny Hollingworth 17 Jahre alt. Sie kennen einander seit dem vierten Lebensjahr, haben ­immer noch diese Mädchenstimmen mit breitem britischen Akzent und es faustdick hinter den Ohren. Sie haben sich ihr Studio in einem ehemaligen Atombunker in Norwich häuslich eingerichtet und sich entschieden, mehr zu veranstalten als traditionellen britischen Gitarren­pop.

Für ihre erste Single, „Deep Six Textbook“, haben sie sich bei einem Ausdruck aus der Seemannssprache bedient, der beschreibt, wie es ist, wenn man einen Plan einfach über Bord wirft. Und sie hielten Wort. Vielleicht nicht gleich in diesem Song, der mit dem Klang eines verhallten Drumcomputers gemächlich anfängt. Aber bei „Sax In The City“ hören wir dann schon sehr interessiert zu. Hier zieht ein Saxofon anregende Kreise und wird von Hollingworths Ukulele begleitet, mit der sie in dieser Band angefangen hat. Keine Indieband hört sich an wie diese.

Das gilt auch für die Erzählung in „Rapunzel“, die auf Pianoakkorden daherkommt und mit den Worten „My cat is dead, my father hit me/ I ran away, I’m merely hungry“ ­beginnt. Ja, im Leben dieser Mädchen hat es ­offenkundig einiges an Drama gegeben. Sie hätten sich deshalb nicht gleich ­diesen Namen geben müssen, aber ­Walton und Hollingworth deuten bereits in sehr, sehr jungen Jahren Möglichkeiten an, die andere nicht vorweisen können.